Experten-Interviews

Sonderausgabe Gesundheitsmanagement März 2014

Gesundheitsförderung: Gegen Stress wird zu wenig getan

Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt Unternehmen im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Direktor Thomas Mattig setzt sich dafür ein, dass neben der physischen vermehrt auch die psychische Gesundheit berücksichtigt wird.

Von: Wolf-Dietrich Zumach   Teilen  

Wolf-Dietrich Zumach

Wolf-Dietrich Zumach ist nach diversen Führungspositionen in Verlagen seit 2004 selbständiger Berater für Medienunternehmen. Als Entwickler und Ideengeber hat er ein starkes Interesse für innovative Querdenker und Businessideen. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Verlags-Know how und hat seit 2007 für WEKA Business Media schon weit über 100 Fachinterviews im Print-, Audio- und Videoformat durchgeführt und produziert.

Gesundheitsmanagement

Dr. Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz

personalSCHWEIZ: Herr Mattig, wie definieren Sie Gesundheit?
Thomas Mattig:
Ich orientiere mich an der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO, die besagt, dass Gesundheit eben nicht nur die Abwesenheit von Krankheit ist, sondern auch das vollständige Wohlbefinden dazugehört. Wenn keine Krankheiten diagnostiziert werden, ist noch lange keine Gesundheit gegeben. Wir haben hier auch eine interessante Wechselwirkung zwischen der Abwesenheit von Krankheit und dem Wohlbefinden. Die Abwesenheit von Krankheit ist nur ein Teil von Gesundheit, denn darüber hinaus geht es auch um Zufriedenheit mit dem Leben, um ein erfülltes Leben, in dem man seine Potenziale ausschöpfen kann. Diese Elemente tragen zu einem positiven Wohlbefinden bei und haben natürlich auch wieder bestimmte Rückwirkungen auf die Entstehung von Krankheiten. Damit lässt sich aber nicht sagen, dass jemand, der krank wird, quasi selber schuld sei, denn bei der Entstehung von Krankheiten spielen natürlich auch noch andere, nicht beeinflussbare Faktoren eine Rolle.

Was genau macht die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz?
Nach Art. 19 KVG haben wir den gesetzlichen Auftrag, Gesundheitsförderung zu initiieren, zu koordinieren und zu evaluieren. In der Praxis haben wir uns auf zwei Schwerpunkte ausgerichtet. Der eine ist das gesunde Körpergewicht. Hier führen wir gemeinsam mit den Kantonen und vielen anderen Akteuren Programme durch. Unsere Zielgruppe in diesem Bereich sind vor allem Kinder, denn hier erreichen wir den höchsten Wirkungsgrad. Wir haben ja nur beschränkte Mittel und deshalb muss man einfach schauen, wo und wie die höchste Effizienz erzielt werden kann. Ein anderer Schwerpunkt ist die psychische Gesundheit und auch dort mussten wir uns auf einen bestimmten Bereich konzentrieren, nämlich auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Dort richten wir den Fokus auf Stress. In diesem Bereich kommen keine öffentlich finanzierten Programme zum Einsatz, sondern wir erarbeiten gemeinsam mit den Unternehmen praxisgerechte und wissenschaftlich fundierte Tools, die allen Betrieben in der Schweiz zur Verfügung stehen. Sollte beim Einsatz dieser Tools für uns ein Mehraufwand entstehen, wird dieser dann den Unternehmen in Rechnung gestellt. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, weil die Unternehmen auch wirklich bereit sind, für diesen Mehraufwand zu bezahlen, da wir ihnen einen Mehrwert bieten können. Ohne finanzielle Gegenleistung könnten wir mit unserem begrenzten Budget sonst nur ein paar wenigen Betrieben helfen.

Apropos Budget – wie finanziert sich Gesundheitsförderung Schweiz?
Wir erhalten von den Krankenversicherern monatlich einen gesetzlich verankerten Beitrag von 20 Rappen pro versicherte Person. Diese zwingende Abgabe summiert sich im Total auf rund 17 Millionen pro Jahr, die unserer Stiftung zur Verfügung stehen. Dazu kommen – wie vorhin erwähnt – die privaten Beiträge aus den Rechnungen an die Unternehmen für einen allfälligen Mehraufwand auf unserer Seite.

«Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern das vollständige Wohlbefinden.»

Der Aufbau eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements verursacht Kosten. Gibt es denn auch einen messbaren ökonomischen Nutzen?
Die klassische Ausgangsmessgrösse sind die Absenzenzahlen. Mit Anti-Stress-Programmen, wie beispielsweise im Rahmen unseres SWING-Projekts, können Unternehmen die Absenzen bei stressbetroffenen Personen nach unseren eigenen Untersuchungen im Durchschnitt um 1,7 Tage pro Jahr senken. Für die Berechnung des ökonomischen Nutzens können sie dann die Produktivitätsgewinne durch eine Verbesserung der Arbeitsleistung und eine Reduktion der Absenzen errechnen. Dieser finanzielle Nutzen beträgt pro Mitarbeitenden durchschnittlich 195 Franken im Jahr.

Warum sollte sich ein Unternehmen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus in der Gesundheitsförderung seiner Mitarbeitenden engagieren?
Wenn wir die Geschichte der Unternehmen betrachten, standen und stehen auch heute noch die klassischen Gesundheitsgefahren im Vordergrund, also die Themen Arbeitssicherheit und Arbeitsunfälle. Hier gibt es viele obligatorische Bestimmungen und Mittel zur Prävention von solchen Unfällen. Das ist ein sehr etablierter Bereich und da wird auch sehr gute Arbeit gemacht. Hingegen wird gegen die neuen Gesundheitsgefahren auf der psychischen Seite wie Stresserscheinungen und stressinduzierte Erkrankungen in Betrieben noch zu wenig getan. Da hinkt die Entwicklung hinterher, doch die Betriebe spüren vermehrt, dass es hier ein Problem gibt und sie etwas unternehmen müssen. Durch entsprechend erhöhte Personalkosten, bedingt durch erhöhte Krankheitsausfälle oder Fluktuationen, haben Unternehmen – schwarz auf weiss durch Zahlen nachweisbar – auch einen wirtschaftlichen Druck, aktiv zu werden. Viel subtiler ist natürlich die Frage nach der Produktivität und der Motivation der Mitarbeitenden. Dies ist nicht so klar durch Zahlen nachweisbar, hat aber noch viel grössere wirtschaftliche Auswirkungen.

Weshalb ist der Bereich «Psychische Gesundheit/Stress» für Sie so zentral?
Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Bereich «Psychische Gesundheit/Stress» steht heutzutage bei vielen Betrieben im Vordergrund. Stress ist ein neueres Phänomen, das in den letzten Jahrzehnten aufgetaucht ist und in letzter Zeit immer gravierender geworden ist. Dies hängt zum einen sicherlich mit der allgemeinen Beschleunigung des Berufsalltags und zum anderen mit den neuen technologischen Hilfsmitteln zusammen, welche die Trennung zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr verschwinden lassen. Heutzutage wird von vielen Arbeitnehmern ja fast schon erwartet, dass sie auch während der Ferien arbeiten und beispielsweise geschäftliche E-Mails lesen und beantworten Vor ein paar Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen. Hinzu kommen weitere gesellschaftliche Entwicklungen. Glücklicherweise ist die Hausarbeit zwischen den Geschlechtern heutzutage besser aufgeteilt, aber damit ist sie ja noch nicht verschwunden. Das ist halt dann auch noch eine Arbeit, die erledigt werden muss.

Welche Instrumente haben Sie für den Bereich «Stressprävention/Stressabbau» entwickelt?
Im Vordergrund steht hier im Moment das S-Tool, unser Stressbefragungs-Tool. Dieses Werkzeug ermöglicht es Unternehmen, festzustellen, in welchen Bereichen es Stress gibt und welche Ursachen dafür verantwortlich sind. Stress ist ja ein sehr diffuses Problem in einem Unternehmen und dieses Tool ermöglicht eine präzise Diagnose. Besonders attraktiv an diesem Tool ist die Möglichkeit, durch Benchmarking zu klären, wo das eigene Unternehmen bezüglich Stress im nationalen Vergleich mit anderen Betrieben steht. Es lässt aber auch einen Vergleich zwischen verschiedenen Abteilungen innerhalb eines Unternehmens zu. Für den Datenschutz ist auch gesorgt: Die Daten der Arbeitnehmenden verbleiben bei uns, der Arbeitgeber erhält die Auswertungen nur in anonymisierter Form. Der einzelne Mitarbeitende erhält ein individuelles Feedback, das ihm zeigt, in welchen Bereichen er im roten Bereich ist, sowie praxisorientierte Vorschläge, wie er mit einem allfälligen Problem umgehen kann. Damit können nicht nur auf Organisationsebene Massnahmen ergriffen werden, sondern jeder Mitarbeitende kann auch bei sich selber ansetzen. Unser S-Tool, das wir mit viel Aufwand unter Einbezug verschiedenster Fachleute und Universitäten entwickelt haben, kann von jedem Betrieb in der Schweiz genutzt werden. Auf unserer Website finden sich eine Menge Informationen zum Einsatz des S-Tools.

«Mit Anti-Stress-Programmen können Unternehmen die Absenzen von Betroffenen im Schnitt um 1,7 Tage pro Jahr senken.»

Welche weiteren Instrumente bietet Gesundheitsförderung Schweiz an?
Wir haben eine Vielzahl an Instrumenten anzubieten. Zwei weitere wichtige Werkzeuge möchte ich Ihnen kurz vorstellen. Mit unserem praxiserprobten, internetbasierten Tool KMU-vital können kleine und mittlere Unternehmen, die an der Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb interessiert sind, kostenlos einen Werkzeugkasten nutzen. Nach dem Do-it-yourself-Prinzip können Unternehmen auf unserer Website kmu-vital.ch ihren Bedürfnissen entsprechende Arbeitsinstrumente auswählen, um die Gesundheitsförderung in ihrem Betrieb selbst und ohne externen Partner voranzutreiben. Mit diesem Werkzeugkasten können verschiedenste Themen – nicht nur Stress – angegangen werden. Daneben möchte ich auch unsere Weiterbildungsangebote erwähnen, die sich an Verantwortliche im Gesundheitsmanagement richten. Themen sind das Label «Friendly Work Space», die Stressmessung und die Stressreduktion sowie das Generationenmanagement. Unser Angebot im Betrieblichen Gesundheitsmanagement ist aber nicht festgeschrieben, sondern wird laufend weiter entwickelt.

Welche Zusammenhänge gibt es zwischen den Themen Generationenmanagement und Gesundheitsmanagement?
Wir haben einen demografischen Wandel, durch den sich auch die Alterszusammensetzung der Belegschaft in einem Unternehmen ändert. Die Mitarbeitenden werden tendenziell immer älter – vielen Unternehmen ist heute noch gar nicht bewusst, wie das in zehn oder mehr Jahren in ihrem Unternehmen aussehen wird. Betriebe stehen vor der Herausforderung, dass ihre Mitarbeitenden bis zum ordentlichen Pensionierungsalter – das in Zukunft noch ansteigen könnte – produktiv bleiben. Die heutige Problemlösung durch Frühpensionierungen und Rekrutierung von jüngeren Arbeitnehmern wird in Zukunft nicht mehr funktionieren. Vielmehr muss man dafür sorgen, dass eine Person im Laufe ihrer Karriere bis hin zur Pensionierung so unterstützt wird, dass sie auch jeweils ihr Bestes geben kann. Dann geht es natürlich auch um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Generationen. Ich möchte als Beispiel an die unterschiedliche Nutzung von IT-Mitteln und an das unterschiedliche Kommunikationsverhalten zwischen der sogenannten Generation Y und der Generation der Babyboomer erinnern. Diese neue Situation in Unternehmen ist natürlich höchst gesundheitsrelevant, und zwar sowohl für die physische als auch für die psychische Gesundheit.

Sie haben für das Betriebliche Gesundheitsmanagement das Label «Friendly Work Space» etabliert. Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen erfüllen, um dieses Qualitätssiegel zu erhalten?
Für die Zertifizierung müssen Unternehmen sechs Qualitätskriterien erfüllen. Die wichtigsten Kriterien sind, dass das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) als eine Führungsaufgabe mit entsprechenden Gesundheitszielen etabliert ist, dass es im Unternehmen gesundheitsförderliche Arbeitsstrukturen und -aufgaben gibt und dass das BGM regelmässig evaluiert und verbessert wird. Insgesamt geht es darum, dass das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) in die Managementstruktur eingebaut ist und als System im Unternehmen gelebt wird, dass also nicht – wie in vielen Betrieben üblich – nur Einzelmassnahmen umgesetzt werden. Es geht aber nicht darum, Unternehmen vorzuschreiben, welche konkreten Massnahmen sie umsetzen müssen – das liegt in der Gestaltungsfreiheit der Unternehmen. Das Label kann drei Jahre verwendet werden, dann gibt es ein Re-Assessment.

«Die heutige Problemlösung durch Frühpensionierungen und Rekrutierung von jüngeren Arbeitnehmern wird in Zukunft nicht mehr funktionieren. Vielmehr muss man dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden bis zur Pensionierung produktiv bleiben.»

Wie viele Unternehmen haben das Zertifikat bisher erhalten?
Bisher haben sich 42 Unternehmen mit rund 130´000 Mitarbeitenden zertifizieren lassen. Hier sind Unternehmen aller Grössen und Branchen vertreten: Prominente Teilnehmer sind z.B. die Schweizer Post mit sämtlichen Unternehmenseinheiten, die Migros mit vielen Betrieben, Nestlé Schweiz, die Versicherer AXA Winterthur, Helsana, Baloise, aber auch viele kleinere Unternehmen wie das Pharmaunternehmen A. Vogel und der Kochgeschirrproduzent Kuhn Rikon. Wir hoffen natürlich, dass in Zukunft noch viel mehr Unternehmen mitmachen werden.

Wie können Sie einem Unternehmen, das ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen möchte, helfen?
Wenn vonseiten eines Unternehmens der Wille hierfür da ist und das auch von der Unternehmensleitung unterstützt wird, dann ist das schon einmal das A und O. Für den Aufbau eines BGM können Unternehmen verschiedene Wege beschreiten, abhängig von den unternehmensinternen Ressourcen. Eine Möglichkeit ist es, interne Ressourcen aufzubauen, indem Mitarbeitende, die eine entsprechende Affinität aufweisen, durch Aus- oder Weiterbildungskurse geschult werden. Hierfür bieten wir Kurse an, die in der Regel von Mitarbeitenden aus dem HR besucht werden, doch es sind auch schon Geschäftsführer selbst gekommen, um sich ein Bild zu machen. Ein weiterer Weg ist die Unterstützung durch externe Anbieter beispielsweise bei einer Analyse, was bezüglich BGM im Unternehmen schon vorhanden ist. Wir bieten diese Dienstleistung selbst an, zudem findet sich auf unserer Website eine Vielzahl weiterer Anbieter. Übrigens stellt sich bei einer solchen Analyse oft heraus, dass in den Unternehmen manches bereits implizit vorhanden ist, was den Unternehmen noch gar nicht bewusst war. Man erkennt dann auch sehr schnell die Lücken und kann vielfach mit relativ geringem Aufwand einen hohen Nutzen erzielen. Für Betriebe, die nicht die Möglichkeit haben, grössere interne oder externe Ressourcen einzusetzen, haben wir als dritten Weg die kostenlose Nutzung unserer internetbasierten Tools, die zielgruppengerecht aufbereitet sind und sehr einfache Wege der Umsetzung aufzeigen. Diese Tools sind auch für Betriebe ohne irgendwelche Vorkenntnisse in der betrieblichen Gesundheitsförderung bestens geeignet.

«In der Gesundheitsförderung ist die Partizipation, also der Einbezug von Mitarbeitenden bei Massnahmen, ein ganz wesentlicher Aspekt.»

In der Schweiz gibt es eine grosse Zahl an Kleinstbetrieben. Haben kleine Unternehmen überhaupt eine Chance, ein Gesundheitsmanagement zu etablieren?
Auf jeden Fall. Sie müssen sehen, dass solche Kleinstbetriebe auch ihre Vorteile bei der Umsetzung eines solchen Projekts haben, etwa aufgrund einer viel kleineren Führungsspanne. Die Geschäftsführer von Kleinstbetrieben kennen die Probleme ihrer Mitarbeitenden viel besser als die Chefs in grösseren Unternehmen und sind daher auch viel leichter für das Thema BGM zu sensibilisieren. Kleinstbetriebe sind daher geradezu prädestiniert, ein gutes BGM aufzubauen. Unsere Aufgabe ist es, solchen Betrieben möglichst einfache, standardisierte Tools und Instrumente anzubieten. Ein solches Instrument für Kleinstbetriebe haben wir mit VitaLab entwickelt. Früher hat man geglaubt, BGM sei für Kleinstbetriebe wegen ihrer fehlenden Ressourcen und ihrer schlechten Erreichbarkeit kein Thema, doch mit den heutigen technischen Möglichkeiten kann man diese Probleme überwinden. In den nächsten Jahren wird hier auch noch sehr viel passieren.

Die Prävention von Erkrankungen bringt zwangsläufig immer Regeln und Verbote mit sich. Wie kann ein Unternehmen seinen Mitarbeitenden trotzdem die freiwillige Teilnahme an Präventionsprogrammen «schmackhaft» machen?
In der Gesundheitsförderung ist die Partizipation, also der Einbezug von Mitarbeitenden bei Massnahmen, ein ganz wesentlicher Aspekt. Das fängt bei der Analyse der Probleme zusammen mit den Mitarbeitenden an und geht bis hin zur gemeinsamen Lösungsfindung. Das ist ein Prinzip, das bei Projekten in der Betrieblichen Gesundheitsförderung tief verankert sein sollte und im Übrigen auch seine historischen Wurzeln in den 60er-Jahren hat, wo man begonnen hat, Gesundheitsthemen in die Verantwortung der Mitarbeitenden zu stellen. Wenn das funktioniert, hat man eine sehr gute Gewähr, dass die Mitarbeitenden bei der Umsetzung von neuen Gesundheitsprojekten auch mitmachen. Natürlich sollte eine solche Massnahme nicht nur einmal durchgeführt werden, sondern es sollte in einem kontinuierlichen Prozess jedes Jahr überprüft werden, ob die Umsetzung auch den tatsächlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden entspricht. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, werden die Mitarbeitenden gar nicht oder nur sehr wenig mitmachen.

Was ist mit der Suchtmittelprävention? Gerade hier sind ja heute Verbote üblich.
In diesem Bereich haben wir eine etwas andere Ausgangslage: das Potenzial eines schädlichen Verhaltens eines Mitarbeiters ist hier so gross, dass das Unternehmen quasi gezwungen ist, zu intervenieren. Zudem gibt es ja auch gesetzliche Vorschriften, die von den Unternehmen intern umgesetzt werden müssen.

Welche Schwerpunkte wird Gesundheitsförderung Schweiz in den nächsten Jahren in der Betrieblichen Gesundheitsförderung verfolgen?
Eines unsere wichtigsten Ziele für die nächsten Jahre ist die Weiterverbreitung unseres Labels «Friendly Work Space». Unsere Vision ist hier, dass sich das zu einem Standard in der Schweiz entwickelt. Wir haben jetzt einen schönen Start hingelegt, das Label ist aber noch nicht genug weit verbreitet. Es gibt allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden – ein solches Label ist ja für ein Unternehmen immer auch eine Prioritätenabwägung. Wir müssen «Friendly Work Space» aber auch bei den Stellensuchenden durch entsprechende Marketingmassnahmen bekannter machen. Ein weiteres wichtiges Ziel: Wir wollen das Thema BGM allgemein in den Unternehmen noch viel bekannter machen, indem wir aktiv in die Unternehmen gehen und unsere verschiedenen Dienstleistungen, Instrumente und Tools, aber auch andere Anbieter im BGM-Markt vorstellen.

Zur Person

Dr. Thomas Mattig ist seit 2007 Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz, einer Stiftung mit bundesgesetzlichem Auftrag, die von den Kantonen und den Versicherern getragen wird. Vor seiner Tätigkeit bei Gesundheitsförderung Schweiz war Thomas Mattig fast zehn Jahre in leitender Stellung in der Versicherungswirtschaft tätig. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft mit anschliessender Promotion erwarb Thomas Mattig ein Managementdiplom an der Universität St. Gallen in Insurance Management sowie ein Masterdiplom in Public Health an der Universität Genf.

Thomas Mattig ist Mitglied von verschiedenen nationalen und internationalen Gremien im Gesundheitswesen. Zwischen 2007 und 2010 war er Vizepräsident des Weltverbandes der Gesundheitsförderer (International Union for Health Promotion and Education) und organisierte im Jahre 2010 die 20. Weltkonferenz der Gesundheitsförderung mit über 2‘200 Teilnehmern aus 123 Ländern.

Mattig lehrt Public Health an der Medizinischen Fakultät der Universität Genf und ist auch als Autor tätig. In seinem im Jahre 2012 publizierten Buch «Gesundheit braucht Freiheit» diskutierte er mit Fachleuten der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Richtungen über die Voraussetzungen der Gesundheit. Im März 2014 erscheint sein neues Buch «Healthy Economy» im NZZ-Verlag.

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