Experten-Interviews

Februar 2025

Generation Z in der Arbeitswelt: «Die Gen Z kennt die Welt ohne Social Media nicht»

«Digital Natives», «Zoomers» oder einfach «Generation Z» werden sie genannt — junge Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Viele von ihnen sind inzwischen in der Arbeitswelt angekommen — und stossen mit ihrer Sichtweise und ihren Ansprüchen oft auf Unverständnis bei älteren Arbeitskolleg*innen. Warum diese Generation so tickt, haben wir Stephanie Amstad, Chief Strategy & Operations Officer sowie Partnerin bei der NEOVISO AG, gefragt. Im Interview verrät die Gen-Z-Expertin, welche Stärken diese Generation auszeichnet, was sie schätzt und wie man ihre Aufmerksamkeit gewinnt.

Von: Dave Husi   Teilen  

Dave Husi

Dave Husi ist Chefredaktor von personalSCHWEIZ.
Zuvor hat er bei einem Medien-Startup Gründerluft geschnuppert und war bei einem Fachverlag im Medizinbereich journalistisch tätig.

Generation Z in der Arbeitswelt

Frau Amstad, Sie beschäftigen sich in Ihrer Arbeit täglich mit der Gen Z. Welche drei Begriffe charakterisieren diese Gruppe am besten?
Flexibilität, Sofortigkeit und Klarheit. Die Gen Z lässt sich meiner Meinung nach besonders gut mit diesen drei Begriffen charakterisieren. Sie hat durch ihre generationale Prägung ein anderes Verständnis dieser drei Begriffe. Ein extremeres als andere Generationen vor ihr. 

1. Flexibilität: Die Gen Z ist äusserst anpassungsfähig und erwartet dies in gewissem Masse auch im Arbeitskontext. Zum Beispiel zeigt sich dies in ihrer Vorliebe für hybrides Arbeiten und/oder flexibles Zeitmanagement. Sie wünschen sich die Freiheit, Arbeit und Freizeit selbst zu gestalten, sodass auch nachmittags um 15 Uhr das leere Fitnessstudio besucht werden kann, während andere mit klassischen «Blockzeiten» im Büro arbeiten müssen. Dafür macht es ihnen nichts aus, nach Beendigung ihrer Sporteinheit am späteren Nachmittag ihre Arbeit wieder aufzunehmen. 

2. Sofortigkeit (nicht nur Schnelligkeit): Diese Generation kennt die Welt ohne Social Media und digitale Technologien nicht.. Sie ist damit aufgewachsen und ist es gewohnt, schnelle Reaktionen sowie Informationen in Echtzeit zu erhalten. Es ist für sie z.B. selbstverständlich, auf E-Mails oder Nachrichten innerhalb weniger Minuten eine Antwort zu bekommen.

3. Klarheit: Gen Z schätzt transparente Kommunikation und klare Ansagen. Sie bevorzugt es, direkt und unmissverständlich informiert zu werden, sei es bei der Arbeit oder im privaten Umfeld. Ein Beispiel: Der Gen Z ist es wichtig, dass Ziele und Erwartungen präzise formuliert werden, um Missverständnisse zu vermeiden und zielgerichtet arbeiten zu können. Das bevorzugte Informationsformat sind im Allgemeinen kurze, informative Videos vor Bildern und an letzter Stelle klassischem Text. 

Kann man die Gen Z überhaupt als homogene Gruppe beschreiben?
Insgesamt zeigt sich, dass die Gen Z, wie alle anderen Generationen auch, als eine heterogene Gruppe betrachtet werden muss, die sich durch zahlreiche generationale Prägungen, spezifische Branchenprägungen und soziokulturelle Milieus differenziert. Es ist daher schwierig, diese Generation als homogene Gruppe zu beschreiben und lediglich eine Vereinfachung, wenn ich von «der Generation Z» spreche. Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig, um die Vielschichtigkeit dieser Generation zu verstehen und sie in ihren verschiedenen Kontexten angemessen zu analysieren. Dabei hilft es oft, die drei Ebenen in der Generationenforschung mitzuberücksichtigen: 

1. Generationale Prägung: Natürlich gibt es bestimmte Merkmale, die viele Mitglieder der Gen Z gemeinsam haben, die auf ihre generationalen Prägungen zurückzuführen sind. Dazu gehört vor allem das Aufwachsen in einer Zeit rascher technologischer Entwicklung, einer zunehmenden Digitalisierung und einer verstärkten globalen Vernetzung. Diese gemeinsamen Erfahrungen haben dazu geführt, dass die Gen Z tendenziell technikaffiner, kommunikationsstärker in digitalen Medien und flexibler im Umgang mit Veränderungen ist als ältere Generationen. Dennoch ist die Prägung durch das genaue Aufwachsen in dieser Zeit von unterschiedlichen weiteren Faktoren beeinflusst, etwa der sozioökonomischen Lage, politischen Ereignissen (wie Krieg in Europa) oder regionalen Gegebenheiten. 

2. Branchen- und Berufsprägung: Die Gen Z ist nicht nur als Generation durch ihre technologischen Erfahrungen geprägt, sondern auch durch die Art der Arbeitswelt, die ihnen begegnet. Jemand, der in der Tech-Branche arbeitet, ist in seinem Berufsalltag möglicherweise einer völlig anderen Arbeitskultur ausgesetzt als jemand, der in der Landwirtschaft, im Gesundheitswesen oder im Bildungssektor tätig ist. Die Anforderungen an Flexibilität, Sofortigkeit, Klarheit und digitale Fähigkeiten unterscheiden sich in diesen Branchen erheblich. Ein Gen-Zler im Gesundheitsbereich stellt nicht dieselben Anforderungen in Bezug auf Flexibilität bei seinen Arbeitseinheiten wie beispielsweise ein Versicherungsberater. Das alleinige Mitbestimmen bei der monatlichen Einsatzplanung im Gesundheitsbereich wird in diesem Kontext als hohe Flexibilität gewertet und geschätzt. 

3. Soziokulturelle Milieus: Menschen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Kontexten entwickeln verschiedene Werte, Normen und Einstellungen, auch wenn sie in der gleichen Generation geboren wurden. In einer urbanen, hochentwickelten Umgebung setzt die Gen Z andere Prioritäten als in ländlichen Regionen. Auch der familiäre Hintergrund, das Bildungsniveau und die gesellschaftliche Stellung spielen eine wichtige Rolle dabei, wie sich die Gen Z manifestiert. Während eine junge Person aus einem höheren sozialen Milieu möglicherweise den Fokus auf Selbstverwirklichung, Bildung und Karriere legt, kann eine*r aus einem anderen Milieu stärker von ökonomischen Sorgen oder familiären Verpflichtungen geprägt sein. Diese Milieus erzeugen unterschiedliche Verhaltensweisen und Denkweisen innerhalb der gleichen Generation, was eine pauschale Charakterisierung erschwert. 

Dennoch spreche ich in meinen weiteren Ausführungen als Vereinfachung mehrheitlich von den Gemeinsamkeiten dieser Generation, die sie vor allem auf der obersten Ebene, der generationalen Prägung gleichermassen formt und prägt. 

Sie haben mit Ihrem Unternehmen verschiedene Studien zur Gen Z durchgeführt. Was erwarten diese vom Arbeitgeber?
Für 50% der über 2400 Befragten ist das «gute Verhältnis im Team» der wichtigste Faktor, um bei einem Arbeitgeber lange zu bleiben und selbst langfristig motiviert zu sein. Die Investition in die Unternehmens- und Teamkultur wird von dieser Generation entsprechend sehr geschätzt. Weiter erwarten 38% der Befragten, «eine sinnvolle Arbeit zu machen», 34% ist «ein hoher Lohn» wichtig, und 28% der Teilnehmenden wünschen «Flexibilität betreffend Arbeitsort und -zeit». 

Worin unterscheiden sie sich diesbezüglich von Gen Y und Gen X? 
Ich spreche bei meinen Forschungsresultaten immer von der Generation Z in der Schweiz, und für diese Generation ist Wohlstand in einer Makroperspektive einfach «normal», da sie von der harten Arbeit der Generationen vor ihnen wie Y, X und Babyboomer profitieren. Zudem treten sie in einer Zeit in den Arbeitsmarkt ein, der ihnen aus Arbeitnehmersicht sehr in die Karten spielt, die wir uns nun doch seit einigen Jahren in einem Arbeitnehmermarkt befinden. Im Vergleich dazu war die Gen X durch einen zunehmenden Wandel in der Arbeitswelt und gesellschaftliche Unsicherheiten geprägt. Und die Gen Y – auch Millennials genannt – mussten während respektive nach der Finanzkrise 2008 beruflich Fuss fassen. 

Die Gen Z tritt hingegen in einen Arbeitsmarkt ein, der ihre Anforderungen eher befriedigen kann, als dies für ihre Vorgängergenerationen der Fall war. Diese Generation sucht nicht nur finanzielle Anreize, sondern auch eine gute Unternehmenskultur, Sinnhaftigkeit in der Arbeit und eine starke Teamdynamik. Somit unterscheidet sich die Gen Z von ihren beiden Vorgängergenerationen durch eine stärkere Betonung der sozialen Aspekte am Arbeitsplatz sowie durch die Aussicht auf Wohlstand und ein gutes Arbeitsumfeld.

ZUR PERSON
Stephanie Amstad (32) ist seit 2020 Partnerin und Chief Strategy & Operations Officer bei NEOVISO AG, einer Agentur, die sich auf die strategische Beratung im Hinblick auf die Generation Z spezialisiert hat. Ihre Expertise umfasst die Führung von interdisziplinären Teams und die Beratung von nationalen sowie internationalen Kunden zu den Themen Employer Branding, Content Marketing und Social Media. Stephanie hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich studiert und ist heute als Speakerin und Beraterin tätig. In ihrer Freizeit spielt sie Tennis, fährt Ski und interessiert sich für Interior Design und Fashion.

Dies ist eine gekürzte Fassung des Interviews. Lesen Sie das ganze Gespräch in der aktuellen Printausgabe.

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