Aktuelles

Kolumne Oktober 2020

New Work & Arbeitswelt der Zukunft: Selbstorganisation ist kein Jekami!

Jeden Monat werfen in unserer Kolumne Persönlichkeiten aus der HR- und der Wirtschaftswelt einen Blick auf aktuelle Themen und Entwicklungen. Diesen Monat schreibt Dr. Daniel Marek über die klare Zuteilung von Verantwortungsbereichen und Spielregeln für die Entscheidungsfindung bei der Selbstorganisation.

Von: Daniel Marek   Teilen  

Dr. Daniel Marek

Dr. Daniel Marek ist Organisationsberater und Coach BSO, Dozent an der Swiss HR Academy und an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er führt in Zürich ein eigenes Beratungsunternehmen für Teamcoaching und Organisationsentwicklung.

New Work & Arbeitswelt der Zukunft

Das HR schreibt: Diesen Monat mit Dr. Daniel Marek, Organisationsberater, Coach und Dozent

Kürzlich erreichte mich die Mail eines Kunden: «Ich sehe im Moment die nachteiligen Wirkungen von (weitgehend) selbstorganisierten Gruppierungen», hiess es darin. Er meinte damit endlose Debatten und die Einmischung unzähliger Stellen. Offenbar gibt es in seinem Betrieb merkwürdige Vorstellungen, die tatsächlich nicht so selten anzutreffen sind. Aber: Selbstorganisation ist kein Jekami, bei dem jede und jeder nach Belieben mitreden kann. Selbstorganisation bedeutet Ordnung, nur eben eine, die nicht durch ein «Unten» und ein «Oben» geprägt ist.

Zwei Elemente sorgen für Ordnung in der Selbstorganisation: die klare Zuteilung von Verantwortungsbereichen und Spielregeln für die Entscheidungsfindung. Darüber hinaus gilt das Prinzip der Autonomie bei grösstmöglicher Transparenz.

Damit das alles funktioniert, ist – ein altmodisches Wort – Disziplin gefragt. Es erinnert an muffige Schulstuben und will nicht so recht zur bunten neuen Arbeitswelt passen. Disziplin meint hier jedoch Achtsamkeit, Reflexion und Respekt, etwa vor vereinbarten Spielregeln. Gefragt ist ein Arbeitsverhalten, das sich an Grundwerten ausrichtet und die Interessen des Betriebs im Auge behält. Ohne Disziplin mündet Selbstorganisation schnell in ein «Gnusch» (Durcheinander), wie es im Berndeutschen heisst. Genau aus diesem Grund betont das «agile Manifest» Werte und Prinzipien.

Diejenigen, die Selbstorganisation als Jekami auslegen, müssen sich die Frage gefallen lassen, ob es ihnen um selbstbestimmtes Arbeiten geht oder eher um das Abschieben von Verantwortung und um informelle Macht. Natürlich lässt sich Selbstorganisation pervertieren, davor ist kein Organisationsmodell gefeit. Echte selbstorganisierte Unternehmen bieten dagegen nicht so viel Platz für Spielchen, allein die Transparenz setzt dem Grenzen. Es sei denn, einzelne Gruppen im Betrieb erhoffen sich vom «Gnusch» Vorteile. Dann ist Selbstorganisation freilich nicht nur Jekami, sondern auch Mimikry.

Diese Kolumne ist in der Ausgabe Oktober 2020 von personalSCHWEIZ erschienen.

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