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Lehrabgänger:innen-Umfrage 2022: Überstunden und Digitalisierung im Fokus

04.04.2023 – Die Lehrabgänger:innen-Umfrage 2022 des Kaufmännischen Verbands hat gezeigt, dass ein Grossteil der Befragten (72%) optimistisch auf die digitalen Veränderungen blickt, obwohl sie gleichzeitig feststellen, dass Automatisierung und Digitalisierung viele Bereiche der täglichen Arbeit fundamental verändern werden. Heikel gestaltet sich die Überstunden-Praxis während der Lehre: So mussten knapp 20% aller Lernenden mehrmals monatlich unfreiwillig Überstunden leisten.

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Lehrabgänger:innen-Umfrage 2022

Quelle: Kaufmännischer Verband Schweiz/Merlin Photography Ltd.

Mit über 12 000 Absolvierenden pro Jahr ist die KV-Lehre die beliebteste Grundbildung der Schweiz. Um die Situation während und nach der Lehre sowie die Zukunftspläne der jungen Berufsleute zu observieren, führt der Kaufmännische Verband seit 2006 jährlich eine Umfrage bei KV-Lehrabgänger:innen in der Schweiz durch. An der ersten Erhebungswelle der diesjährigen Lehrabgänger:innen-Umfrage im Juli 2022 haben rund 4000 Personen und somit knapp ein Drittel aller KV-Lehrabgänger:innen der Schweiz teilgenommen; an der zweiten Erhebungswelle im November 2022 etwa 1600 Personen. Im Hinblick auf die KV-Reform, die im Sommer 2023 startet, hat der Kaufmännische Verband in Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich den Fokus auf die Digitalisierung gelegt.

Stabile Stellensituation und viele Weiterbildungspläne
Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen (65.9%) ist zum Zeitpunkt der zweiten Erhebungswelle im November 2022 erwerbstätig (vgl. Grafik 1). Zwar ist der Anteil der Erwerbstätigen im Vergleich zum Vorjahr leicht tiefer, liegt aber weiterhin im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Rund 25.5% sind nach der Lehre in einer nicht-erwerbstätigen Situation wie einer Weiterbildung, einem Sprachaufenthalt oder im Militärdienst. Nur 5.5% befinden sich im November 2022 auf Stellensuche.

Überstunden und Kompensation während der Lehre
Ein Fokus der Umfrage 2022 liegt auf den Überstunden während der Lehre: Knapp zwei Drittel aller Teilnehmer:innen (63%) hat angegeben, dass sie während der Grundbildung Überstunden leisten mussten. Davon sind 40% der Fälle freiwillige Überstunden im Rahmen von Gleitzeit und flexiblen Arbeitsstunden. Ebenfalls 40% haben unfreiwillig Überstunden geleistet, um Arbeitsaufträge zu erledigen. «Besorgniserregend ist der Anteil von Personen, die wöchentlich unfreiwillig Überstunden leisten musste», betont Kathrin Ziltener, Fachverantwortliche Berufsbildung beim Kaufmännischen Verband Schweiz. Das sind rund 7% aller Teilnehmenden. Weitere 12% mussten mehrmals im Monat unfreiwillig Überstunden leisten. «Gerade während der Lehre, wo Arbeit und Schule bereits eine Doppelbelastung darstellen, können sich häufige und lange Überstunden negativ auf die psychische Gesundheit der Lernenden auswirken.»

Mehrheitlich positive Wahrnehmung der Digitalisierung
Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt in vielen Branchen und hat auch im kaufmännischen Bereich erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsalltag. So fallen Routinetätigkeiten vermehrt weg, während analytische, koordinative und interpersonelle Tätigkeiten verstärkt ins Zentrum rücken. Darum hat der Kaufmännische Verband Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich untersucht, wie die Lehrabgänger:innen die Digitalisierung wahrnehmen. Die Mehrheit der Teilnehmer:innen sieht in der Digitalisierung eher eine Chance (72%) als ein Risiko (21%) – 7% äusserten sich nicht zu dieser Frage (vgl. Grafik 3).

Am häufigsten begründen die Lehrabgänger:innen die positive Sicht damit, dass die Arbeit durch die Digitalisierung einfacher wird. Prof. Dr. Thomas Kurer, Assistenzprofessor am Institut für Politikwissenschaften der Universität Zürich, ergänzt: «Die Teilnehmenden haben bestätigt, dass sie sich durch ihre Ausbildung gut auf die Arbeitswelt vorbereitet fühlen.» Dennoch weist Kurer darauf hin: «Die Digitalisierung wird aber nicht von allen nur als positive Kraft gesehen. Rund ein Fünftel macht sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft.» Der Hauptgrund dafür sei die Befürchtung, dass Computer oder Software menschliche Arbeit ersetzen.

Gleichzeitig stellen die Lehrabgänger:innen realistisch fest, dass Automatisierung und Digitalisierung viele Bereiche der täglichen Arbeit fundamental verändern werden. So schätzen die Teilnehmer:innen, dass theoretisch durchschnittlich 48% ihrer Arbeit digitalisiert werden könnte (vgl. Grafik 4). Dies entspricht annähernd einer empirischen Studie der OECD, welche den Anteil automatisierbarer Tätigkeiten im kaufmännischen Bereich auf 57% schätzt.

Lehrabgänger:innen fühlen sich gut vorbereitet
Zusammenfassend sehen die meisten Teilnehmenden Veränderungen durch die Digitalisierung als Chance und haben eine positive Sicht auf den digitalen Wandel. «Die kaufmännische Grundbildung gilt dabei als eine wertvolle Grundlage und gute Vorbereitung auf den modernen Arbeitsmarkt», ergänzt Ziltener. «Gleichzeitig gibt es ein hohes Bewusstsein für die Bedeutung und Notwendigkeit fortlaufender Weiterbildung.»

Über KV Schweiz
Der Kaufmännische Verband Schweiz ist das Kompetenzzentrum für Bildung und Beruf im kaufmännischbetriebswirtschaftlichen Umfeld sowie im Detailhandel. Er unterstützt und informiert seine Mitglieder sowie Kundinnen und Kunden zu Fragen rund um ihre berufliche Laufbahn. Zudem vertritt er Arbeitnehmende aus den Branchen Banken und Versicherungen, Detailhandel, Gewerbe, Industrie, Luftverkehr sowie Personalverleih in rund 40 Gesamtarbeitsverträgen und setzt sich für die Stärkung ihrer Arbeitsmarktfähigkeit ein. Über seine Schulen – kaufmännische Grund- und Weiterbildungsschulen, die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ), das Schweizerische Institut für Betriebsökonomie (SIB) – bietet der Kaufmännische Verband Schweiz praxisnahe Aus- und Weiterbildungen an. Als Träger bzw. Mitträger verschiedener Berufs- und Fachprüfungen gestaltet er das Schweizer Bildungssystem aktiv mit. Im Jahr 2023 feiert der Kaufmännische Verband Schweiz sein 150-jähriges Bestehen

(Quelle: Medienmitteilung von KV Schweiz)

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