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Gegensätzliche Realitäten der Arbeitswelt: Wenn White-Collar für Blue-Collar Employer Branding macht

LinkedIn ist Bubble und Echokammer. Die Masse der Mitglieder mit ihrer klaren Meinung zu Politik und Gesellschaft werden in der Realität regelmässig eines Besseren belehrt. Das Gleiche tritt im Kern des Netzwerks auf, wenn Fragen rund um den Arbeitsmarkt und die Bedürfnisse der Beschäftigten diskutiert werden.
Die Diskutanten sind – anhand ihrer formellen Bildungsabschlüsse – höher Qualifizierte am Arbeitsmarkt. Sie sind White-Collar-Worker, die ihr Geld mal im Homeoffice, mal im warmen Büro in Berlin- Mitte, mit flexiblen Arbeitszeiten, remote auf Workation ohne körperliche Anstrengung und ohne unmittelbare Folgen von Fehlentscheidungen, verdienen. Sie haben Zeit, sich über den Sinn ihrer Arbeit, Führung, Gendern, Diversity oder neue E-Mobilitätsformen Gedanken zu machen – und in theoretischer Untiefe bei LinkedIn auszuführen.
Da diese Personen in der Teppichetage sitzen, in denen die Angebote eines Arbeitgebers für Mitarbeiter festgelegt werden, betrachten sie ihre eigenen Bedürfnisse als wahr. Das Stichwort New Work lauert an jeder Ecke und soll der Arbeit in unterschiedlichen Dimensionen einen Sinn geben. Dieser Sinn speist sich aus dem Weltbild, das sie manifestiert haben. Es geht um Klima, Kampf gegen rechts, psychische Entlastungen und vegane Angebote in der Kantine im Sinne einer als gerechter vermuteten schönen neuen Welt.
Die Praxiserfahrung zeigt: Blue-Collar-Worker, die 9 to 5 direkt am Kunden und am Produkt arbeiten, benötigen keinen besonderen Sinn, um morgens aufzustehen. Sie haben weder Interesse noch Zeit, sich über Shared Economy, Gleichberechtigung und die nächste Demo Gedanken zu machen. Die Ziele dieser wirklich qualifizierten Menschen unterscheiden sich von denen der White-Collar-Entscheider. Sie wollen ein traditionelles Leben führen, dafür genug Geld verdienen und ansonsten unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen.
Ein Arbeitgeber, der das versteht, besitzt wahre Arbeitgeberattraktivität.
Diese Kolumne ist in der Ausgabe Mai 2025 von personalSCHWEIZ erschienen.
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