Praxisfälle

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz stärken: 8 Impulse für Angestellte

Stress am Arbeitsplatz kann krank machen, das ist mittlerweile allgemein bekannt. Gerade mit dem Modethema Burnout rückte der Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Arbeit in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus. Unternehmen sind mittlerweile angehalten, nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die mentale Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen zu achten. Aber was kann man als ArbeitnehmerIn selbst für sein psychisches Wohlbefinden tun?

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Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz stärken

Welche Rolle spielt Arbeit für die psychische Gesundheit?

Grundsätzlich gesprochen kann sich die Erwerbsarbeit sowohl positiv als auch negativ auf die psychische Verfassung auswirken. Viele Menschen erleben ihre Arbeit als sinnstiftend, sie bietet gesellschaftliche Teilhabe, Tagesstruktur und fördert den Selbstwert. Daher kann eine Erwerbstätigkeit die Heilung psychischer Krankheiten sogar begünstigen.

Gleichzeitig ist es auch unbestritten, dass der Beruf eine Quelle von Stress und Belastung sein kann, welche im schlechtesten Fall psychische Probleme auslöst. Entscheidend sind letztendlich die konkreten Rahmenbedingungen: Wieviel Gestaltungsfreiraum gibt es? Muss zu viel Arbeit in zu wenig Zeit bewältigt werden? Wie sieht der soziale Umgang miteinander aus?

Was kann man als ArbeitnehmerIn selbst tun?

Ein förderliches Unternehmensklima, genügend Personal, faire Entlohnung, klare Aufgabenverteilung: Viele der Faktoren, welche die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz stärken, fallen in die Verantwortung des Unternehmens. Nichtsdestotrotz kann man auch als ArbeitnehmerIn einiges tun, um sich mental fit zu halten. Die folgenden 8 Aspekte liefern ein paar Anregungen:

  1. Sich Freiräume schaffen
    Ein Gefühl von Autonomie und Selbstständigkeit ist einer der wichtigsten Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit. Im Gegensatz dazu ist es sehr abträglich für das Wohlbefinden, wenn man wenig Handlungsspielraum hat und sich ständig fremdbestimmt fühlt. Deshalb kann es helfen, sich in der Arbeit mehr Freiräume zu suchen: zum Beispiel dem Chef vorzuschlagen, sich die Zeit selbst einteilen zu können, oder anfragen, in gewissen Bereichen mehr Entscheidungsspielräume zu bekommen.
     
  2. Für ein physisch angenehmes Arbeitsumfeld sorgen
    Mittlerweile ist bekannt, dass Körper und Psyche in einem engen Zusammenhang stehen. Wenn die Arbeit körperlich belastend ist, kann sich das also auch auf das seelische Gleichgewicht auswirken.
    Aus diesem Grund sollte der Arbeitsplatz so gestaltet sein, dass Sie sich dort wohlfühlen: Lärm, Unruhe, Hitze und schlechte Beleuchtung sind nur einige Faktoren, die eine Belastung darstellen können. Sorgen Sie also für ein ruhiges, angenehmes Arbeitsumfeld, zum Beispiel durch akustische Raumtrennwände und ergonomische Büromöbel.
     
  3. Kontakt zu KollegInnen pflegen
    Der Plausch am Kaffeeautomaten ist nicht nur eine willkommene Unterbrechung im Büroalltag, sondern auch im Hinblick auf die seelische Gesundheit empfehlenswert. Denn wohlwollende soziale Kontakte am Arbeitsplatz sind sehr wichtig für die Psyche. Nehmen Sie sich also immer wieder Zeit für Gespräche (auch mit privatem Inhalt), zeigen Sie Anteilnahme und lassen Sie auch den Humor nicht zu kurz kommen!
     
  4. Monotone Aufgaben aufteilen
    Nicht nur Überforderung, auch langweilige, monotone Aufgaben können den Job zu einer Belastungsprobe machen. Besonders schwierig wird es dann, wenn die Aufgaben als wenig sinnvoll erlebt werden. Trotz alledem beinhalten die meisten Berufe ein gewisses Ausmass an eintönigen, bürokratischen Tätigkeiten. Hier gilt es, diese möglichst gut zu verteilen: Idealerweise wechseln sich anspruchsvollere und monotone Inhalte ab. Auch innerhalb einer Arbeitsgruppe oder eines Teams sollte darauf geachtet werden, diese Tätigkeiten gerecht aufzuteilen.
     
  5. Entspannungstechniken erlernen
    Ob Yoga, Meditation oder progressive Muskelrelaxation: Entspannungstechniken boomen – nicht ganz ohne Grund. Denn die Wirksamkeit vieler Methoden ist gut belegt, zum Beispiel gegen Stress, Schlafstörungen oder Angstzustände. Ein Yoga-Kurs löst zwar keine tiefgreifenderen Probleme, kann aber durchaus mittelfristig helfen, sich zu entspannen und mit Stress besser umzugehen. Wer sich schwer tut, die beruflichen Sorgen abends loszulassen, kann also mittels angeleiteter Entspannung mehr innere Ruhe erlangen.
     
  6. Eigene Fehler und Schwächen akzeptieren
    Perfektionismus ist für die mentale Gesundheit leider alles andere als förderlich. Versuchen Sie daher, die Ansprüche an sich selbst etwas herunterzuschrauben und üben Sie sich in Nachsicht. Das heisst nicht, dass man sich keine Ziele mehr setzt oder sich auf seinen Schwächen ausruht.

    Vielmehr gilt es, die eigenen Fehler zunächst als menschlich zu akzeptieren. In gewissen Bereichen kann man dann kleine Schritte setzen, um etwas zu ändern. Dabei sollten Sie stets wohlwollend mit sich umgehen und nicht zu kritisch sein: Versuchen Sie doch einmal, so mit sich zu sprechen, wie Sie es mit einer guten Freundin tun würden. Erfahrungsgemäss schlägt man dann einen viel freundlicheren Ton an.
     
  7. Grenze zum Privatleben ziehen
    Immer mehr SchweizerInnen fühlen sich im Beruf gestresst: In einer Umfrage aus dem Jahr 2017 gaben 21 % von ihnen an, sehr oft in der Arbeit unter Stress zu leiden. Umso wichtiger ist es, sich auch „arbeitsfreie“ Zeiten zu schaffen, in denen der Fokus auf etwas ganz anderem liegt. Egal, ob Mittagspause, Urlaub oder Wochenende: Planen Sie regelmässige Erholungsphasen ein, in denen der Job keine Rolle spielt. Ideal sind kreative oder soziale Hobbys, beispielsweise Fussballspielen oder Chorsingen. Wer sich damit schwer tut, kann sich vor Augen führen, dass damit die berufliche Leistung letztendlich sogar gesteigert wird.
     
  8. Gegebenenfalls um Supervision oder kollegiale Beratung anfragen

Sozialberufe haben das höchste Risiko, psychisch zu erkranken. Denn PflegerInnen, LehrerInnen oder SozialarbeiterInnen müssen Tag für Tag emotional herausfordernde Arbeit leisten und sind mit vielen menschlichen Schicksälen konfrontiert. Umso wichtiger ist es für diese Berufsgruppen, den Arbeitsalltag nachbesprechen zu können. Idealerweise organisiert der Arbeitgeber eine regelmässige Supervision, in der schwierige Fälle besprochen werden können. Falls das nicht möglich ist, kann auch der ehrliche Austausch mit KollegInnen helfen.

Ein gesunder Arbeitsplatz für Körper und Psyche

Der Berufsalltag nimmt einen grossen Teil unserer Lebenszeit ein. Daher ist es essenziell, dass wir dort ein Umfeld haben, das uns psychisch guttut. Dabei kann jede und jeder selbst etwas für sein seelisches Wohlbefinden tun: sei es der regelmässige Kaffeeplausch mit KollegInnen, der freundliche Umgang mit sich selbst oder eine sinnvolle Arbeitsaufteilung. Wer jedoch merkt, dass ihn die Arbeit stark belastet, sollte nicht zögern, Hilfe zu suchen oder eventuell sogar den Arbeitsplatz zu wechseln. Schliesslich ist die Gesundheit unser wichtigstes Gut, das es zu schützen gilt.

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